Fundgrube 04.11.2015

Dürfen wir euch vorstellen? The Polish Music Scene. 9 von 10.

In "Dürfen wir euch vorstellen? The Polish Music Scene." präsentiert Nillson einmal pro Woche und insgesamt zehn Mal an der Zahl einen musikalischen Act aus Polen. Dabei geht es weder um Aktualität noch um die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Genre; einzig die popkulturelle Relevanz für die polnische und internationale Musikszene ist entscheidend. Polens Musikszene ist vielseitig und hat mittlerweile eine ähnliche Dichte an herausragenden Bands wie Skandinavien. Diese Reihe soll wunderbaren Projekten eine kleine Plattform geben.

Nach ein wenig Melancholie mit Oly. in der vergangenen Woche, steht Folge 9 im Zeichen sehr entspannten Surf Rocks. L.Stadt sind keine Neuankömmlinge im Geschäft. Bereits 2003 haben sich Lukasz Lach (Vocals, Gitarre), Radek Bolewski (Drums), Adam Lewartowski (Bass) und Andrzej Sieczkowski (Percussion) gefunden. 2010 verließ Radek Bolewski die Band und wurde durch Piotr Gwadera ersetzt. L.Stadt steht für Litzmannstadt, der Name von Lodz während der Besetzung durch Nazideutschland.

Die Band macht anspruchsvolle Rockmusik, die aber auch ihre Chartskompatibilität durchaus schon unter Beweis stellen konnte. Bei den sanfteren Nummern hört man die Gelassenheit eines Elvis Costello, die Songs mit mehr Drive lassen einen Einfluss von The White Stripes erkennen. Hier für euch der bisher erfolgreichste Song der Band "Come Away Melinda":

So ein bisschen ist Lodz das "hässliche Entlein" im Herzen Polens. Man sollte die Stadt aber nicht nur aus Mitleid gern haben. Die heute 700.000 Einwohner große Stadt steht wie keine andere für Aufstieg und Fall der Industrialisierung in Polen. Das "polnische Manchester" verliert heute jährlich 0,6 Prozent seiner Einwohner, größtenteils durch Arbeitsmigration. Umso wichtiger ist der Erhalt der vielfältigen Kulturszene, insbesondere der Filmindustrie. Wer Industriekultur mag, sollte sich die Hauptstadt der gleichnamigen Woiwodschaft ansehen.