Fundgrube 25.08.2019

Das beste Festivalessen aller Zeiten of the world der Welt - Sommer 2019

Sie gehört zum ausklingenden Festivalsommer wie Gummistiefel und Regenponcho: Nillsons Festival-Food-Hotlist. Zum fünften Mal schon haben wir die Geschmacksnerven auf Hochtouren gebracht, um die ultimative Top 10 der Leckerness für euch zusammen zu stellen - und Appetit aufs nächste Jahr zu machen.

Dabei sind wir natürlich ganz uneigennützig gewesen. Wir leben schließlich, um zu geben! Tipps zum Beispiel! Dabei hatten wir dieses Jahr so sehr die Qual der Wahl wie selten zuvor, was dazu geführt hat, dass Dauerbrenner unserer Top 10 leider keinen Platz mehr darin fanden. Der leckere Saté Burger von Camp Burger schaffte es ein weiteres Mal nicht unter die Besten, die Konkurrenz war einfach zu stark. Auch die spektakulären Bolognese-Pommes von Pommes Pervers sind dieses Jahr erstmals nicht dabei; die ehemalige Nummer 1, der Lachsburger von Fisch & Mehr, wurde leider aus dem Sortiment genommen und bekam keine neue Chance. Sehr lecker war dafür die Mantaplatte von Griller Instinct, inklusive Chili Cheese Sauce auf den Fritten - genau wie die „Sauerei“ vom Holsteiner Foodtruck (Pommes, BBQ-Kraut und Pulled Spanferkel) hat sie es aber nicht in die dieses Jahr überraschenderweise überwiegend asiatisch geprägte Bestenliste geschafft. Was auch komplett fehlt, sind süße Sünden. Quarkerei, N’Ice Pops, Rolling Ice und Churros konnten sich nicht mehr auf unserem Festival-Speisenplan behaupten. Dafür gibt es erstmalig einen Titelverteidiger, einen hochverdienten Re-Entry und drei Snacks außer Konkurrenz.

Also: Lasst euch den Mund noch einmal wässerig machen von den Delikatessen des ausklingenden Sommers - und schreibt euch schon mal hinter die Ohren, nach was ihr im nächsten Festivaljahr die Augen offen halten solltet! Viel Spaß mit dem besten Festivalessen aller Zeiten of the world der Welt!

Außer Konkurrenz: Tortellini mit Tomatensoße

Wenn wir vom besten Festivalessen of the world der Welt sprechen, sollten wir nicht vergessen, zu erwähnen, was einem das Leben retten kann, wenn einem draußen der Himmel auf den Kopf fällt. So wie beim Appletree Garden, als wir innerhalb von fünf Minuten bis auf die Knochen durchnässt waren und uns die Hände vors Gesicht halten mussten, weil die Hagelkörner weh taten. Irgendwann war’s egal, also Beine in die Hand genommen und ab zum Wohnwagen - wohl dem, der komfortabel campt! Und noch besser, wenn man dann, durchgefroren und durchnässt wie man ist, Nudeln im Schrank hat. Den Gasherd an, Wasser aufgesetzt - etwas besseres, als mit einem großen Teller Pasta in der Hand ein Unwetter auszusitzen, eingemuggelt in eine warme Decke, kann man sich kaum vorstellen. Das ist das, was die Leute Soulfood nennen, meine Damen und Herren, darum nennen die das so - weil es so gut für die Seele ist.

Außer Konkurrenz: Handbrot

Immer noch nicht regulär für die Top 10 zugelassen, muss das Handbrot doch jedes Jahr aufs Neue seine Erwähnung finden, und ein Festival ohne Handbrot ist ja schon lange kein richtiges Festival mehr. Einfach weil es so schön ist, dass ein so einfaches Konzept wie frischer, herrlich weicher Teig, gefüllt mit Käse (dieser Käse!!!) und Schinken oder Käse (nochmal, lechz!!!) und Champignons, getoppt von Sour Cream und Schnittlauch, sich zu einem solchen Klassiker des Festival Food gemausert hat. Das macht einfach jedes Jahr wieder riesigen Spaß, sich beim Anstehen schon darauf zu freuen und dann schon mal über die Schulter des Vordermanns zu luschern, ob die netten Handbrot-Menschen auch die Sour Cream gleichmäßig verteilen und ob auch die Stücke alle fair gleich groß sind. Futterneid gehört halt dazu, kaum irgendwo ist er intensiver als beim Handbrot. Muss man sich einmal pro Sommer gegönnt haben, mindestens!

Außer Konkurrenz: Mini-Calzone (Pizza Il Gusto)

Kaum ein Snack ist mit einem bestimmten Festival so sehr verbunden wie die Mini-Calzone von Pizza Il Gusto mit dem Orange Blossom Special. Ich bin grundsätzlich viel zu neugierig auf neue Geschmackserlebnisse, um meine Magenkapazität mit etwas so standartmäßigem wie Pizza zu reduzieren, aber an dieser immer viel zu heißen, mit einem lava-esken Mix aus Tomatensoße und Käse gefüllten frittierten Pizzatasche kann ich nicht vorbei gehen und will es auch gar nicht. Es dauert, sagen wir, eine Stunde (dezente Übertreibung nicht ausgeschlossen) bis die Mini-Calzone wirklich essbar ist, dafür soll sie an kalten Festivaltagen schon wunderbar als Wärmespender funktioniert haben. So oder so bietet die Mini-Calzone uns natürlich alles, was wir gern haben und schmeckt vorzüglich. Unkompliziert und Festivalkult: Es wird in meinem Leben kein Orange Blossom Special mehr geben, an dem ich mich nicht bei Pizza Il Gusto anstelle.

Platz 10: Der Santamaria (Holy Dogs)

Ein Festivalsommer ohne die großartigen Holy Dogs ist inzwischen auch nur noch schwer vorstellbar; die Gourmet-Version des klassischen Hot Dogs ist einfach nach wie vor zu gut. Vor allem schön: Alles bio, alles regional, alles homemade. So mag man das! Zum Beispiel die Verbeugung vor dem Original mit Ketchup, Senf, Schmorzwiebeln, selbst eingelegten Gurken und hausgemachter Holy-Sauce. Oder die Feinschmecker-Version, den Notre Damager, mit Mischsalat, Apfel-Rosmarin-Kompott, Ziegenkäse, gebrannten Walnüssen und Granatapfelkernen. Doch am besten schmeckt immer noch der Santamaria: Beef Roll statt Würstchen, gemischter Salat, Guacamole, Tomaten-Salsa und die Chili-Fäden für den Aroma-Kick, die dürfen natürlich nicht fehlen. Einmal im Jahr müssen es die Holy Dogs sein - und wenn es gut läuft, beim Reeperbahn Festival gleich nochmal.

Platz 9: Ramen-Burger (Ninja Ramen)

Wollte ich schon ganz lange mal probieren: Einen Burger mit einem Bun, das aus frittierten Ramen-Nudeln besteht. Man kann sich schon vorstellen, dass das eine ziemlich fettige Angelegenheit ist, aber nun ja - auf Festivals hat man ja dahingehend Narrenfreiheit und Kalorien spielen bitte mal drei Tage lang keine Rolle. Also: Was kann der Ramen Burger? Die harten Fakten: 120 Gramm Dry Aged Beef, Lauchzwiebeln, Salat, Tomate, Cheddar und scharfe Mayo. Und das alles kuschelt sich in besagten Nudel-Bun, bei dem die Ramen in einem Ei-Mehl-Gemisch frittiert werden und so ihre brötchenähnliche Konsistenz erhalten. Wenn man ich ist, lässt man sich das ganze noch mit Sriracha-Sauce richtig schön hochschärfen, dann ist die Geschmacksexplosion komplett. Kurios, dass man sich bei Ninja Ramen auch die klassische Ramen Soup bestellen konnte - Suppe ist für so ein Festival dann doch eine eher ungewöhnliche Wahl.

Platz 8: Falafel (Fritusalim)

Ein Re-Entry, und das hochverdient! Weil sich so viele Menschen inzwischen vegetarisch oder gar vegan ernähren, hat die Falafel-Dichte auf Festivals deutlich zugenommen, aber die besten Kichererbsen-Bällchen werden einfach von den guten Leuten von Fritusalim gerollt, bei diesem gelben, achteckigen Stand, wo der Spaß am Festivalfood einfach spürbar wird. Ein Pita-Fladen wird (für mich bitte sehr intensiv) mit Harissa bestrichen, zu den Falafeln gesellen sich dann noch eingelegte Gurken, Tomate, viel frische Petersilie und köstliche Sesam-Soße. Aufgerollt, fertig. Ich weiß nicht, wie sie’s machen, aber jedes Jahr aufs neue ist das eine Wohltat für die Geschmacksnerven: Scharf, süß-sauer, knusprig, cremig, da wird so vieles bedient, was man gern hat! Da sieht man gerne darüber hinweg, dass gerade auf den letzten Biss zwangsläufig eine ziemliche Sauerei veranstaltet werden muss - und stellt sich direkt wieder in die Schlange.

Platz 7: Bratkartoffeln mit Speck und Pilzrahm-Soße

Im Vergleich zum letzten Jahr leicht abgefallen, aber trotzdem immer noch zum Finger ablecken gut: Die Bratkartoffeln mit Pilzrahm-Soße beim Orange Blossom Special, die Epigonen wie den Camp Burger oder das Soulfood vom Thai Curry- und dem indisch-ayurvedischen Foodtruck nonchalant auf die hinteren Ränge verweisen. Ist es die Einfachheit, die angesichts des immer extravaganter werdenden Streetfood-Trends eine schön heimelige Verlässlichkeit ausstrahlt? Oder besticht doch einfach nur der gute Geschmack? Oder ist es eine Mischung aus beidem? Diese Bratkartoffeln sind halt wirklich perfekt gewürzt, die Menge an Speck könnte adäquater nicht sein, die Pilzrahm-Soße macht alles richtig, und die frische Petersilie gibt den letzten Kick. Hausmannskost auf Festivals - warum nicht? Wärmt Magen und Seele, ist herrlich bodenständig und hilft beim zwischendurch mal die Zeit anhalten.

Platz 6: Yakuza Baos (Golden Monkeys)

Ich bin seit Jahren nun schon ein großer Fan der gedämpften asiatischen Bao-Burger, aber auf Festivals habe ich lange keine mehr gesehen. So musste für den Besuch bei den Golden Monkeys tatsächlich ein Street Food Festival herhalten - die Hoffnung, mal wieder beim Hurricane oder einem anderen Musikfestival in einen so köstlichen Bao-Burger wie den Yakuza Bao zu beißen, stirbt zuletzt! Die Yakuza Baos gibt es in drei Varianten: Mit Pulled Pork, Pulled Chicken oder veggie mit kleinen frittiereten Süßkartoffeln. Dazu gesellen sich eingelegter Kohl, Frühlingszwiebeln, Teriyaki-Mayo, geröstete Erdnüsse, Röstzwiebeln und frischer Koriander, und fertig ist ein Geschmackserlebnis, das echt lange nachwirkt. Genial auch, dass man das ganze auch als Yakuza Box bekommen kann: Da werden all diese leckeren Zutaten nicht in ein Bao Bun gebettet, sondern bilden das Topping für Sweet Potato- oder Rustic Fries. Richtig lecker, das Ganze - bitte die Augen nach Golden Monkeys offen halten!

Platz 5: Langos (Timi's Langos)

Langos! Das allerbeste Festivalessen nach einer kurzen Nacht. Bringt nochmal alles zurück, mobilisiert Energien, ist eine Frischzellenkur und pure Wohltat. Unvergessen, als wir vor vier Jahren zum ersten Mal vor Glück schier eskalierten, als wir beim Hurricane erstmals Langos probierten. Und ohne diesen herrlich frittierten Teigfladen, der dann nochmal mit saurer Sahne bestrichen wird, bevor er mit Bacon oder Salami, frischem Gemüse (Tomate, Gurke, für mich natürlich gerne reichlich eingelegte Jalapenos) belegt und mit geriebenem Käse und Knoblauch-Öl getoppt wird. Kein Mensch kann das Ding auf normale Weise essen, es fällt einem alles entgegen, aber das ist so was von egal. Der Kick der Kombination aus fettigem Fastfood und frischen Zutaten macht riesigen Spaß und kann in manchen Situationen definitiv sogar Leben retten, da bin ich ganz sicher. Gibt es selbstverständlich auch veggie und seit diesem Jahr auch mit Nutella - aber wie gesagt, süß dieses Jahr nicht für uns!

Platz 4: Dumplings (Han West)

Neu in unserer Festivalfood-Hitliste: Dumplings! Das sind gefüllte Teigtaschen, zunächst gedämpft, dann gebraten, erinnern an japanische Gyoza oder russische Manti, und wer das beides nicht kennt, wird vielleicht als erstes an Tortellini denken. In der koreanischen Variante kommen die kleinen Glücklichmacher mit Füllungen aus Schweinefleisch und Schnittlauch, Sweet Potato oder Tofu. Deine Portion wird ansehnlich auf leckeren Sommernudeln drapiert und mit Soja- und Korean BBQ Sauce, Sesam und frischen Frühlingszwiebeln getoppt. Absolutes Verwöhnprogramm für die Geschmacksnerven, herrlich süß-scharf, zwar als Sattmacher nur eingeschränkt zu empfehlen, aber das macht nichts, dann kann man danach noch bei einem der vielen anderen Food Trucks vorbeischauen. Eher ein Snack für zwischendurch also, aber einer der wirklich Eindruck gemacht hat - probiert das dringend mal aus im nächsten Jahr!

Platz 3: Ofen-Kartoffel (Erdgold)

Die Ofen-Kartoffel von Erdgold hält hochverdient die Top 3. Das ist immer noch einfach zu gut und wird zurecht als sexy Knolle beschrieben: Entweder getoppt mit Chili Con Carne, geriebenem Käse, Nachos und Sour Cream oder vegetarisch mit Rucola, Ziegenkäse, Sprossen und Feigensenf - das Ding ist nach wie vor unbeschreiblich lecker, vor allem aber auch einfach optisch ein Genuss, und gäbe es einen Preis für die spektakulärste visuelle Darbietung, wäre diese Ofen-Kartoffel nur schwer zu besiegen. Schön ist auch, dass sie sich einfach nicht nach Fastfood anfühlt: Nahrhaft und gar nicht mal so ungesund, frisch und verboten lecker. Und weil sie sich nicht aus der Hand essen lässt, bedeutet eine Entscheidung für die Ofen-Kartoffel immer auch eine kurze Sitzpause und einen selbst gewählten Break vom Festivalwahnsinn um uns herum. Gute Sache - danach kann man wieder frisch gestärkt Bands kucken, denn gut satt macht die Ofen-Kartoffel sowieso.

Platz 2: Chicken Nuggets

Wie bitte? Ja, genau. Auf dem Papier komplett unspektakulär, zugegeben. Aber die Chicken Nuggets beim Hurricane waren eben anders, als du sie von der Fastfood-Kette deines Wohnorts kennst. Schon am Festivalfreitag schauten wir neiderfüllt auf die wirklich immens gefüllten Nuggets-Schalen unserer Sitznachbarn; das sah einfach wirklich gut aus! Also mussten wir es selbst probieren und waren schlicht begeistert. Zunächst einmal waren diese Nuggets WIRKLICH lecker paniert, sehr würzig, leichte Zitrus-Note durch den Zitronenpfeffer im extrem knusprigen Mantel. Das Fleisch war enorm zart, die mit einem freundlichen Lächeln erbettelten zwei Soßen (BBQ und Chili Mayo) das perfekte Topping. Und dann auch noch dieses Preis-Leistungs-Verhältnis: Der mittlere Bucket war für 8 Euro zu haben. Klingt erstmal viel. Machte uns aber auch komplett satt, an einen Abend-Snack war danach nicht mehr zu denken, und eigentlich waren wir schon nach drei Vierteln unserer Portion satt, der Rest passte nur noch rein, weil wir einfach nicht aufhören konnten. Großes Kino.

Platz 1: Subu Bowl (Subu Sushi Burrito)

Jawohl, zum ersten Mal in der Geschichte dieser Food-Rangliste gibt es einen Titelverteidiger, und das ist so was von verdient! Lange lagen die Chicken Nuggets vorn, dann erwischte uns der Subu Bowl aber wieder und rette uns erneut den Tag, ja, den ganzen Festivalsommer. Bowls sind allgemein Hipster-Food, aber ihre Popularität ist hochverdient: Sushi-Reis, frisches Gemüse (Möhren, Rotkraut, Edamame, Paprika, Gurke), Teriyaki Chicken, geröstete Erdnüsse, Sushi-Ingwer, Algensalat, zwei Soßen - grandios frisch, grandios lecker. Und einfach so genau das, was man nach einem Wochenende mit Kaltgetränken, zu wenig Schlaf und fettigem Essen (nichts gegen all das, aber!) braucht, um sich für einen Moment die Illusion zurück zu holen, man habe sich so schlecht auch nun wieder nicht ernährt. Ein kurzer Frische-Kick, wirklich gute Zutaten und eine geschmackliche Verbindung, die von der ersten bis zur letzten Holzgabel einfach nur Spaß macht. Der Subu Bowl war am Appletree-Samstagabend Pflichtprogramm, wir sahen uns in die Augen und wussten sofort, dass es keine andere Nummer 1 geben kann. Das beste Festivalfood of the world der Welt kommt einmal mehr also aus dem Hause Subu Sushi Burrito - herzlichen Glückwunsch zur zweiten Goldmedaille!


Text und Fotos: Kristof Beuthner