Fundgrube 26.09.2018

Das beste Festivalessen aller Zeiten of the world der Welt - Sommer 2018

Nein, wir setzen sie nicht aus, unsere alljährliche Festival Food-Hotlist. Wir haben nur ein bißchen länger gewartet. Weil der Sommer so lang dauerte und das Reeperbahn Festival im September schließlich auch ein Festival ist, auf dem sich inzwischen sehr gut essen lässt.

Diese schöne kleine Hitliste der Köstlichkeiten hat feine Tradition: Zum vierten Mal haben wir uns jetzt quer durch die Food Trucks und Futterbuden probiert, um für euch den ultimativ leckersten Festival Snack zu ermitteln. Ganz uneigennützig, natürlich. Dabei verschwinden in diesem Jahr gleich zwei Nummer Einsen der letzten Jahre ganz aus den Top 10: Das Pulled Pork von Rolling Taste stürzt von der 1 ins Niemansland, einfach weil der Geschmack dieses Jahr doch deutlich nachgelassen hat. Den Lachs-Burger vom Orange Blossom Special haben wir dieses Jahr gar nicht gegessen. Und die guten Leute von Camp Burger haben einfach zu heftig an Tempo zugelegt. Jetzt kann man, wenn man mal eine Band beim OBS nicht sehen möchte, die Zeit nicht mehr mit Warten auf den Harakiri-Burger verbringen. Klagen auf hohem Niveau? Na, und ob!

Also, lasst euch den Mund noch einmal wässerig machen von den Delikatessen des vergangenen Sommers - und schreibt euch Merkzettel, was in der nächsten Festival-Saison dringend auf eurem Speiseplan landen muss!

Außer Konkurrenz: Spaghetti-Eis (N'Ice Pops)

Nachtisch ist ja sozusagen das Sahnehäubchen, das auf Festivals keiner braucht, aber jeder gerne mitnimmt. Wenn der Sommer dann aber meint, er muss dieses Jahr mal so richtig einen raushauen, dann kommt zumindest ein leckeres Eis definitiv gut, auch wenn man vorher keine Pommes, Burger oder ähnliches gegessen hat. Der Griff zu den leckeren N’Ice Pops entpuppte sich dabei als die beste süße Alternative. Ich meine: Wie oft hat man sich auf einem Festival schon gedacht, „Eis wär ja fein, aber ohne Spaghetti-Eis, ohne mich“? Nie wieder, ich wiederhole, NIE wieder! Denn das gibt es bei N’Ice-Pops einfach am Stiel. Auf Milchbasis. Ehrensache. Außerdem so coole Sorten wie Mango-Maracuja-Banane oder Himbeere-Kokosmilch-Limette. Alles unfassbar lecker, schön kalt und sehr erfrischend.

Außer Konkurrenz: Handbrot (Handbrotzeit)

Nein, so lange ich diese Liste schreibe, wird das Handbrot nicht unter den regulären Top 10 zu finden sein. Dafür ist es einfach inzwischen längst zu konventionell geworden. Wahr ist aber auch: Festival ohne Handbrot ist unvorstellbar. Zu gut ist dieser zerlaufende Käse, wie er in Kombination mit Schinken oder Champignons den herrlich weichen Brotteig veredelt; zu schmackhaft die Kombination mit Sour Cream und Schnittlauch; zu groß die immer wiederkehrende Hoffnung, dass die Leute am Handbrotzeit-Stand dir genau den Batzen mit dem größten Klecks abtrennen und in die Hand drücken. Gute Dinge müssen nicht kompliziert sein (dazu auch später noch einmal mehr), und beim Handbrot wäre mehr einfach gar nicht richtig. Gib mir Brot, Käse, Schinken und Sour Cream, forever!

Außer Konkurrenz: Mini-Calzone (Pizza Il Gusto)

Die Mini-Calzone vom Orange Blossom Special gibt es wieder außer Konkurrenz, aber ohne sie ist das Lieblingsfestival in Beverungen einfach nicht komplett. Kaum ein Snack, der so sehr mit einem einzigen Festival assoziiert wird: Die in der, na sagen wir, ersten Stunde vor Hitze schier nicht essbare gefüllte Pizza mit Käse und Tomatensoße gehört zum OBS wie der Regen zum Festivalsommer. Legenden erzählen von so kalten Pfingstwochenenden, dass man auf Kosten einer verbrannten Zunge und Lippen die Spitze der Mini-Calzone von Pizza Il Gusto abbiss, um sich mit dem lavaähnlichen Inneren heiße Luft zuzufächeln. Wahr ist aber eben auch: So simpel die Mini-Calzone konzipiert ist, so lecker schmeckt sie auch. Kult ist sie eh. Nächstes Jahr wieder. I promise.

Platz 10: Naan Burrito (Curry It Up)

Ich bin ein Riesenfan von indischem Essen. Aber bisher wurden die guten Leute von Curry It Up und ich keine richtig großen Freunde. Wenn ich Indisch esse, muss es scharf sein. Das war bisher bei den Naan Wraps, wahlweise gefüllt mit Butter Chicken oder Kichererbsen-Curry, außerdem Koriander, Zwiebeln, Tomaten, Salat, indischem Kurkuma-Reis und Minz-Koriander-Joghurt-Chutney, nicht der Fall - und ist es auch immer noch nicht, selbst wenn man „sehr scharf“ ordert. Was aber wirklich gut ist, ist die neue Liebe der Curry It Ups zu Fusion Food. Da wird der Wrap dann noch um Guacamole, Bohnen, Mais und Käse ergänzt und als Naan Burrito angeboten. Wie gesagt: Scharf ist das wenigstens für meinen Gaumen immer noch nicht, in der Burrito-Variante aber definitiv sehr lecker.

Platz 9: Beef Burrito (Berlin Burrito Company)

Hey, schon wieder ein Burrito! Aber gerollt ist eben Trumpf. Meistens. In der Tex-Mex-Küche in jedem Fall. Für Festivals ist das ja eh mega praktisch: Extrem handlich, vollgestopft mit leckeren Zutaten, vegetarisch und mit Fleisch machbar, Weglassen geht klar, Soßen lassen sich variieren, je nach Schärfegrad. Die Berlin Burrito Company gewinnt den unausgerufenen Burrito-Contest: Mit Spanish Rice, schwarzen Bohnen, frischem Gemüse und Sour Cream als Grundausstattung darf man die Teile entweder mit Beef, Chicken oder Tofu genießen. Wer’s vegan mag, lässt Käse und Sour Cream eben weg. Für meinen schärfeverwöhnten Gaumen war natürlich auch die sehr scharfe Variante etwas zu wenig - geschmacklich war die köstliche Chipotle-Soße aber voll im Soll.

Platz 8: Pommes Bolognese / Chili Cheese / Pulled Pork (Pommes Pervers)

Einen kleinen Absturz mussten die fabulösen Fritten von Pommes Pervers in diesem Jahr einstecken. Das liegt nun aber nicht am Konzept, das nach wie vor gut ist - etwas zu finden, was schöne dicke Steak Fries überhaupt besser machen kann, ist ja schon schwer genug; es mit Bolognese-Sauce, Sour Cream und geriebenem Käse, Käsesoße und Jalapenos oder Pulled Pork und Cole Slaw aber gleich in drei Varianten par excellence zu bewerkstelligen, verdient Verbeugungen. Das ist immer noch der glatte Wahnsinn. Allein, der Wow-Effekt ist nicht mehr so groß. Und irgendwie hatte ich dieses Jahr das Gefühl, dass der Geschmack ein wenig blasser geworden ist und einen nicht mehr so umwirft wie noch in den Vorjahren. Aber gut: Der Griff zu Pommes Pervers ist immer noch eine todsichere Nummer für den mittelgroßen Hunger zwischendurch.

Platz 7: Der Santamaria (Holy Dogs)

Ach, herrlich, diese Holy Dogs. Seit Jahren ein Dauerbrenner in unserer Festival Food-Top 10; alles bio von Würstchen, Beef Roll oder Veggie-Bratrolle über frische Zutaten, Brötchen und Soßen. Den Klassiker gibt’s mit Ketchup, Senf, Schmorzwiebeln, selbst eingelegten Gurken und hausgemachter Holy-Sauce. Wer sich selbst gern Gourmet nennt, muss den Notre Damager probieren und bekommt Mischsalat, Apfel-Rosmarin-Kompott, Ziegenkäse, gebrannte Walnüsse und Granatapfelkerne auf seine Beef Roll. Ungeschlagen ist und bleibt aber der Santamaria: Zur Beef Roll gesellen sich hier gemischter Salat, Guacamole, Tomaten-Salsa und Chili-Fäden, und das ist schon eine kleine Aroma-Explosion. Ich prognostiziere mal: Diese Hot Dogs werden diese Liste noch in Jahren bereichern.

Platz 6: Chili Cheese Burger (Big Balmy)

Es ist, wie es ist: Die besten Burger macht Big Balmy. Natürlich wird der Camp Burger beim Orange Blossom Special mit hingebungsvoller Liebe zum Detail zusammengelegt. Natürlich gibt es auch bei Otto’s Burger gutes Fleisch. Und selbstverständlich führt für keinen Anti-Carnivoren ein Weg an Vincent Vegan vorbei. Aber nirgendwo ist das Fleisch saftiger, die Soße mengenmäßig besser dosiert, das Brötchen in Konsistenz und Geschmack so auf den Punkt selbstgebacken und die Kombination so fein austariert wie beim Chili Cheese Burger, den es in Kombination mit Süßkartoffel-Pommes und Chili-Mayo (alternativ hätte ich auch Trüffel-Mayo bekommen können, war aber nicht so sehr interessiert) beim Appletree Garden gab. Das Reeperbahn Festival spendierte uns dann noch das Original, das geschmacklich ebenfalls richtig stark kommt.

Platz 5: Bratkartoffeln mit Speck und Pilzrahm-Soße

Die Dinge können manchmal so einfach sein. So - unfassbar - einfach. Was soll der Griff zum neuesten Hipster-Trendfood, zum Fusion Clash, zum noch größeren Burger, wenn man, ja wenn man Bratkartoffeln mit Speck und Pilzrahm-Soße (aber bitte mit extra viel frischer Petersilie) haben kann? Na, okay: Alles hat sein Gutes. Aber schon letztes Jahr verliebten wir uns beim Orange Blossom Special in die in der klassischen Pommes-Schale angebotenen Bratkartoffeln, die uns so herrlich von innen durchwärmten und mit Salz und Pfeffer so gut und auf den Punkt gewürzt waren, dass es uns für kurze Zeit überhaupt nicht interessierte, was es beim indisch-ayurvedischen Stand gab oder am Burger-Wagen. Neben Bratkartoffeln gibt es in der Holzhütte beim OBS auch Käsespätzle, für die ebenfalls gilt: So einfach. Aber auch so derbe gut.

Platz 4: Überbackene Nachos mit Chili con Carne (The Chili Shack)

Das ist kein Hexenwerk. Das hat jeder Zweite schon zum Heimkino- oder Netflix-Binge-Abend daheim nachgebastelt. Nachos mit Chili Con Carne und Käse überbacken, dazu Guacamole, Sour Cream und Salsa. Aber bitte, wie gut ist so etwas auf einem Musikfestival? Lass es der Überraschungseffekt gewesen sein, dass es unser liebstes Home-Junkfood nun plötzlich auch beim Hurricane gab. Ich hatte damit echt nicht gerechnet. Aber plötzlich merkte ich: Ich hab so derbe Bock drauf. Dazu war das Chili auf den Nachos vom Chili Shack auch noch super gewürzt, die Tortilla-Chips waren vom Topping nicht komplett durchweicht und konnten perfekt mit den Fingern in den Mund geschaufelt werden. Das musst du erstmal so machen. Ob ich mich nächstes Jahr nochmal so darüber freuen würde, lasse ich hier mal im Raum stehen. Für 2018 ergibt das für The Chili Shack einen tollen Platz 4.

Platz 3: Langos (Timi's Langos)

Ich erinnere mich gut an das Hurricane 2015. Ein Kumpel und ich saßen am Sonntag, die Kräfte am Ende und der Kopf schwer, auf dem Rasen und kauften uns Langos, weil wir irgendetwas essen mussten. Wir eskalierten vor Glück. Es war das perfekte Energiepaket. Ein fettig-frittierter Teigfladen, noch einmal bestrichen mit Knoblauch-Öl und belegt mit Salami, geriebenem Käse und saurer Sahne. Es mobilisierte all unsere verloren geglaubten Reserven. Allein: Es war in seiner Kombination schlicht zu ordinär, um den Weg in diese Hall Of Fame der leckersten Festivalköstlichkeiten finden zu können. Timi’s Langos aber gehen exakt den entscheidenden Schritt weiter. Und legen auch noch Tomate, Gurke und Jalapenos oben drauf. Kein Mensch kann das Ding auf normale Weise essen, es fällt einem alles entgegen. Und es ist so egal. Langos as Langos can: Jeder verkaterte Typ auf einem Festival sollte von seinem Lieblingsmenschen genau das hier in die Hand gedrückt bekommen. Er wird es ihm danken. Garantiert.

Platz 2: Ofen-Kartoffel XXL (Erdgold)

Einen Riesensatz macht in diesem Jahr die Ofen-Kartoffel von Erdgold, von Platz 8 im Jahr 2017 bis fast auf die Pole Position. Es ist einfach auch alles andere als eine ordinäre Knolle, diese sexy Kartoffel: Ob jetzt mit Chili Con Carne, geriebenem Käse, Nachos und Sour Cream oder vegetarisch mit Rucola, Ziegenkäse, Sprossen und Feigensenf, das Ding schmeckt nicht nur ausgezeichnet und ist frisch, sondern sieht auch noch verdammt gut aus. Würden wir einen Preis für das optisch am ansprechendsten angerichtete Festival Food vergeben, wäre Erdgold nur schwer zu besiegen. Für „Das Auge isst mit“ ist auf einem Festival eigentlich kein Platz, da muss es normalerweise schnell gehen, handlich sein und nahrhaft und gut schmecken darf es natürlich auch gerne. Wer zum Erdgold greift, sucht sich aber gerne einen Sitzplatz zum in Ruhe genießen. Außerdem machen die Ofen-Kartoffeln herrlich satt; danach lässt sich mit ausreichend Energie wieder vortrefflich Bands kucken.

Platz 1: Subu Bowl (Sushi Burrito)

Ich weiß nicht, woran es liegt. Normalerweise ist ja fettiges Essen auf Festivals das Nonplusultra. Ich meine: Eine gute Grundlage will schließlich gelegt werden, der Griff zu Fritten, Burger, Burrito, Pulled Pork und Konsorten ist daher doch nur logisch. Aber nein: Am allermeisten umgehauen hat mich ein grandioses Konglomerat aus vornehmlich frischen Zutaten. Die netten Leute von Subu - Sushi Burrito kenne ich schon länger, und der namensgebende Mix aus japanischem Sushi und mexikanischem Burrito hat es auch vorher schon in diese Liste geschafft. Ergibt ja auch grenzenlos Sinn, die Klebreis-Rolle einfach gar nicht klein zu schneiden, sondern sie zum Abbeißen als Ganzes an die Leute zu verfüttern. Aber als Bowl rettete mir das Ganze auf dem Appletree Garden den Tag. Da wird der Reis einfach nicht gerollt, sondern in einer Schüssel mit frischem Gemüse (Möhren, Rotkraut, Edamame, Paprika und Gurke), Erdnüssen, entweder Shrimp, Tofu oder Teriyaki Chicken und zwei Soßen, wahlweise noch ergänzt durch Sushi-Ingwer, angerichtet. Und das ist einfach lecker. Und frisch. Und gesund. Und das auf einem Festival. Und vielleicht gerade deswegen: Die diesjährige Nummer 1.


Text und Fotos: Kristof Beuthner